3SERIE TONSTUDIO
Koschnicke die A ufnahm e m it Publikum :
„Im K onzert h errsch t eine andere, sp an -
n en d ere A tm o sp h äre als w äh ren d d er
Proben, und die M usiker spielen am bitio-
nierter, ausdrucksvoller u n d m it m eh r
Seele.“ G en au deshalb n im m t er zw ar
n ich t durchw eg, ab er sta rk bev o rzu g t
„live“ auf. U n d im m er in n atü rlich e n
R äum en; niem als im sterilen Studio. Zur
A ufführung eines W erks gehört für ihn
das passende U m feld dazu.
A us diesem G rund besitzt der Fan ita-
lienischer K üche einen um gebauten Fiat
D ucato, m it d em er zu d en L ocations
to u rt u n d d essen tech n isch e A u sstat-
tu n g in Q ualität und M öglichkeiten sta-
tionären Lösungen n icht nachsteht. W ir
begleiteten einen solchen Einsatz im Zuge
eines K onzerts zur Passionszeit im M ain-
zer D om (siehe K asten), wo K oschnicke
regelm äßig aktiv ist.
J o n g l i e r e n m i t T ö n e n
teile um fänglich modifiziert. A uch ihr
koaxial aufgebauter „D ual C oncen-
tric “-T re ib e r m it g em ein sam e m
ak u stisch en Z e n tru m fü r alle F re-
q u enzen, d er eine präzise D arstel-
lung der R äum lichkeit verspricht, ist
gegenüber der N orm alversion verän-
dert. Er soll n u n no ch linearer u n d
verzerrungsärm er sein.
W ie dem auch sei, spielt die Anlage
w äh ren d u n se re r H ö rp ro b e n h e r-
v o rrag en d d reidim ensional, leb en -
dig sow ie h au c h za rt u n d g ibt die
A co u sen ce-E in sp ielu n g en in jen er
fac ette n reic h en A n m u t u n d eben
T annoy D 700 auf einer kleinen Em pore.
Diese w ird im T ri-A m ping von je zwei
A V M -M ono-B löcken sow ie ein er S te-
reo-E ndstufe angesteuert.
Allerdings: Die Lautsprecher w u r-
d en h in sich tlich d er W eich en b au -
D rei H ig h lig h ts a u s d e m
A c o u s e n c e - P r o g r a m m :
C. Debussy/I. Strawinsky:
„La Mer/L.Sacre d.Printemps"
Fantastisch offene und detail-
reiche Orchesteraufnahmen.
Das „Sacre" allein gibt's auch
als extraordinäre LP.
D. Schostakowitsch:
„Sinfonie Nr. 15"
Als CD, LP (Restbestände)
oder Hochbit-File ein Meilen-
stein unter den Orchesterauf-
nahmen. Tolle Natürlichkeit!
N. Rimskij-Korsakow
„Scheherazade"
Plattenfans aufgepasst! Diese
Aufnahme gibt's nur auf Vinyl.
Das beliebte spätromantische
Werk erstrahlt in voller Pracht.
_________________________________
J
D er zweite Teil der A rbeit läuft im Stu-
dio in W öllstein ab. D ort gilt es, die aus
den Signalen d er einzelnen M ikrofone
bestehende „T onspurensam m lung“ zu
einem hom ogenen G anzen zu formen.
Ein kom plizierter Prozess, bei dem
es d a ra u f an k o m m t, m it vielen
P aram etern zu jonglieren, ohne
dass einer „herunterfällt“.
D ab ei h ilft
die
m o d e rn e
D igitaltechnik, obgleich R alf
Koschnicke bestrebt ist, bereits
die „T racks“ der A ufnahm en
so g ut u n d vorausschauend
an zu leg en , dass allenfalls
w en ig
N a c h b e a rb e itu n g
notw endig w ird. D enn auch
w enn T astaturen u n d Bild-
schirm e den K langästheten
an seinem Platz um zingeln
- ein A n hänger der T ech-
n ik u m ih rer selbst w illen
ist dieser nicht.
B eim M isch en , P egeln
u n d M astern verlässt er sich
auf sein getuntes W iederga-
besystem . W ir sind anfangs
ü b errasch t, h ie r k ein en d er
üblichen aktiven Studio-M o-
n ito re
v o rz u fin d e n .
S tatt-
dessen steh t eine ehedem aus
dem H iFi-A ngebot stam m ende
Ein Paar stark modifizierter, gleichwohl
betagter Tannoy D700 dient als Abhörmo-
nitor. Sie läuft im aufwendigen Tri-Amping
der N atürlichkeit w ieder, in der w ir sie
kennen. Es fehlt jede Spur eines eisigen
H auchs oder anderer digitaler Artefakte.
D eshalb hegt Ralf K oschnicke keinerlei
Bedenken, seine A ufnahm en den H örern
auch in Form von erstklassig gepressten
LPs anzubieten: „Das w ürde ich nie m it
Files im C D -F o rm at tu n , den n diese
reizen die G renzen d er Schallplatte
n icht aus, aber bei H ochbit sieht die
Sache anders aus“, spezifiziert der
Q u alitätsfa n atik er, d er ü b e r die
H o c h to n - w ie Im p u lsq u a litä te n
guter T o n ab n eh m er staunt: „Die
b ild e n ein R ech teck a u f jed en
Fall sauberer ab als es ein g ü n s-
tig er C D -P layer k a n n “, ist sich
K oschnicke sicher.
W o m ö g lic h w ü rd e d er Self-
m adem an auch m it dieser These
bei sein en stu d ie rte n K ollegen
m ittlerw eile w en ig er an eck en
als früher. U n län g st h a t er bei
den ren o m m ierten A bbey R oad
Studios in L ondon einen D M M -
Schnitt seines überragenden „Sacre
du P rintem ps“ von Igor Strawinsky
m achen lassen, was angesichts der
angelieferten 24/192-Files zusätzli-
chen A ufw and erforderte. D och zu
seiner V erw u n d eru n g gab es seitens
der dortigen M astering-Ingenieure kein
G em ecker oder gar H äm e. „Jedem war
der klangliche N utzen der H ochbittech-
n ik voll bew usst.“
M a tth ia s B ö d e
24 STEREO 10/2014